In jeder tiefen Begegnung ob in einer tantrisch-BDSM-Praxis oder im Leben selbst begegnen wir nicht nur dem erwachsenen Menschen vor uns, sondern auch all jenen inneren Anteilen die in uns weiterleben.
Das innere Kind ist dabei oft das sensibelste Wesen in uns: Es spürt sofort, wenn etwas zu schnell, zu viel oder zu nah ist. Es erinnert sich an frühere Momente, in denen Nähe gefährlich, Liebe bedrohlich oder Grenzen ungehört waren.
Dann taucht eine ganze Gefühlswelt auf, die wir vielleicht lange weggeschoben haben:
- Scham, wenn wir uns zeigen.
- Tränen, wenn etwas Altes sich löst.
- Wut, wenn Grenzen einst übergangen wurden.
- Verlustangst, wenn wir gehalten werden und spüren, dass der Moment wieder vergeht.
Und manchmal auch Zaghaftigkeit oder Schüchternheit, weil wir unsicher sind, ob es überhaupt erlaubt ist, so viel zu fühlen.
In der tantrisch-BDSM-Arbeit dürfen all diese Gefühle da sein.
Sie sind nicht das Problem sie sind der Weg, denn jedes Gefühl, welches sich zeigt, erzählt uns etwas über unser inneres Kind, über seine Bedürfnisse und seine Sehnsucht nach Sicherheit, Liebe und Ausdruck.
In dieser Arbeit gibt es keinen Beipackzettel. Wir wissen nie im Voraus, welches Gefühl sich zeigen wird, welche Erinnerung, welches Bild.
Und genau das macht sie so lebendig:
wir lernen, zu spüren, statt zu verstehen. Unsere Aufgabe ist nicht, die Trigger oder „Probleme“ zu beseitigen, sondern zu lernen mit ihnen bewusster umzugehen. Zu erkennen, wann ein Gefühl aus der Gegenwart kommt und wann das innere Kind ruft.
So wird diese Praxis zu einem tiefen Training in Selbstregulation.
Wir lernen, inmitten der Intensität präsent zu bleiben, uns mitzuteilen, Grenzen zu spüren – und auch Grenzen zu setzen.
Denn Hingabe bedeutet nicht, alles mitzumachen.
Sie bedeutet zu wissen, wann wir genug haben, wann wir genährt sind, und wann es Zeit ist, wieder in die eigene Kraft zu treten.
Genau darin liegt das große Heilungspotenzial:
Wenn wir uns erlauben, mit dem, was auftaucht, in Kontakt zu bleiben, entsteht Kreativität. Dann wird jede Erfahrung ob schmerzhaft, zart oder wild, zu einem bewussten Forschungsfeld unseres Herzens.