Vom Trauma zur Präsenz – Das Toleranzfenster als Landkarte

Vom Trauma zur Präsenz – Das Toleranzfenster als Landkarte

Wenn wir in einer tantrisch-BDSM-Praxis eintreten, begegnen wir nicht nur dem Körper des anderen, sondern auch der inneren Landschaft unseres Nervensystems.

Denn dort, wo Intensität entsteht durch Nähe, durch das Führen oder Geführt-Werden, durch Berührung oder Schweigen, berühren wir die Erinnerungen, die in unseren Zellen gespeichert sind.

In meiner eigenen Arbeit und Ausbildung hat mich meine Lehrerin „Dami Scharf“ zutiefst geprägt.

Sie hat mir gezeigt, wie fein und weise unser Nervensystem reagiert, und wie wichtig es ist, die Sprache des Körpers zu verstehen.

Ihr Bild des Toleranzfensters ist für mich zu einer Art innerer Landkarte geworden, eine Orientierung zwischen Sicherheit, Lebendigkeit und Kontakt.

Man kann es sich vorstellen wie ein stilles Becken zwischen zwei Flussufern:

Am oberen Ufer tost der Strom der Übererregung, Herzklopfen, Druck, das Gefühl, überwältigt zu sein.

Am unteren Ufer liegt die Erstarrung, Rückzug, Kälte, Abwesenheit und dazwischen, in der sanften Mitte, fließt das Leben.

Hier sind wir wach, verbunden und präsent.

In einer bewussten tantrisch-BDSM-Praxis üben wir, in diesem Fluss zu bleiben oder achtsam zurückzukehren, wenn die Wellen uns hinausgetragen haben.

Das dominante Gegenüber wird hier nicht zum Täter, sondern zum bewussten Hüter des Raums.

Es spürt, wenn das Nervensystem des anderen sich zu verschließen beginnt und führt mit Atem, Stimme, Berührung wieder ins Hier und Jetzt.

Der empfangende Mensch oder der hingebende Anteil, lernt, sich selbst zu spüren, Grenzen wahrzunehmen und sie mitzuteilen.

So wird Hingabe nicht zu einem „Machtverlust“, sondern zu einem Vertrauensraum, in dem alte Schutzstrategien sich wandeln dürfen.

Manchmal zittern Körper, manchmal kommen Tränen. Nicht, weil etwas kaputtgeht, sondern weil etwas endlich weich werden darf.

Und genau hier geschieht Heilung:

Wenn das, was einst zu viel war, heute gehalten wird in Achtsamkeit, in Bewusstsein und in Liebe!